Die Grünen setzen auf Pragmatismus – kann der neue Kurs überzeugen?

Die Grünen setzen auf Pragmatismus – kann der neue Kurs überzeugen?
Analyse des Grünen-Parteitags
Jung, weiblich, mutig - und pragmatisch statt moralisch: Der Kolumnist Udo Knapp glaubt, dass die Parteispitze um Brantner, Lang und Co. eine neue Phase der Grünen-Politik einleiten könnte.
2025-12-02T03:30:00+00:00
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Analyse des Grünen-Parteitags
Jung, weiblich, mutig – und pragmatisch statt moralinsauer: Kolumnist Udo Knapp glaubt, dass die Parteiführung um Brantner, Lang und Co. eine neue Phase grüner Politik einläuten könnte.
- Dezember 2025, 03:30 Uhr
Die Grünen haben vor den entscheidenden Landtagswahlen 2026 ihre nächste Führungsgeneration präsentiert. Drei Hauptkandidat:innen – Cem Özdemir, Katrin Eder und Werner Graf – werden die Kampagnen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin anführen, jeder mit eigenen politischen Schwerpunkten. Die Parteivorsitzende Franziska Brantner skizzierte zudem vier Leitprinzipien für den künftigen Kurs: Ehrlichkeit, kommunale Verantwortung, Generationengerechtigkeit und die Zerschlagung der Macht von Tech-Milliardären über das Internet.
Cem Özdemir, Spitzenkandidat in Baden-Württemberg, inszeniert sich als pragmatischer Brückenbauer. In der Migrationspolitik tendiert er leicht nach rechts, setzt aber auf Zusammenarbeit mit Arbeitnehmer:innen und Wirtschaft, um die ökologische Transformation voranzutreiben. Katrin Eder hingegen gibt in Rheinland-Pfalz den progressiven Ton an. Sie kämpft für Klimaschutz, den Ausbau erneuerbarer Energien und soziale Maßnahmen wie kostenlosen Nahverkehr für Schüler:innen und Auszubildende.
Werner Graf, Berlins Spitzenkandidat, konzentriert sich auf Vielfalt, Kultur und soziale Gerechtigkeit – ein Spiegel des parteiweiten Strebens nach inklusivem, basisdemokratischem Wandel. Hinter den Drei steht eine junge, selbstbewusste Aktivist:innengeneration, gestützt von 180.000 Mitgliedern und starker kommunaler Verankerung in ganz Deutschland.
Doch die Herausforderungen bleiben. Das Parteitagsformat erstickt oft echte Debatten, begünstigt Selbstbeweihräucherung statt inhaltlicher Auseinandersetzung. Trotz des Anspruchs, pragmatische und konkrete Projekte umzusetzen, tun sich die Grünen schwer, Visionen in Taten zu gießen. Ricarda Lang, eine weitere Schlüsselfigur, fordert institutionelle Reformen, um zukunftsweisende Politiken zu verankern.
Die Grünen wollen durch breite Bündnisse zur treibenden Kraft der ökologischen Wende werden. Ihre Strategie basiert auf dem Balanceakt zwischen realistischer Mitte und progressiven Idealen – ein Spagat, der sowohl Industrie als auch soziale Bewegungen ansprechen soll.
Die Zukunft der Partei hängt davon ab, ob es gelingt, pragmatische Regierungsfähigkeit mit mutigen ökologischen und sozialen Zielen zu verbinden. Mit den anstehenden Landtagswahlen werden Özdemir, Eder und Graf testen, ob ihr Politikmix basisdemokratische Energie in dauerhaften politischen Einfluss umwandeln kann. Der Erfolg wird sich daran messen, ob sie über Rhetorik hinaus konkrete, messbare Veränderungen liefern.

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