Die Wahrheit

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Teaser: Allgegenwärtig vor Weihnachten in Bayern ist das Gedicht „Heilige Nacht“ des noch immer populären Antisemiten Ludwig Thoma – ein lebenslanger Bayer.
18. Dezember 2025, 23:06 Uhr
Eine seit langem gepflegte Weihnachtsradition in Bayern sorgt weiterhin für Debatten über Antisemitismus. Ludwig Thomas Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1906 wird Jahr für Jahr rezitiert, trotz seines umstrittenen Inhalts. Das Werk schildert den müden Josef und Maria in Bethlehem mit Versen wie „Im Wald is so staad / Alle Weg san vawaht / Alle Weg san vaschniebn / Is koa Steigl net bliebn“ – doch die antisemitischen Ansichten seines Autors ziehen seit Jahrzehnten Kritik auf sich.
Thoma, ein gefeierter bayerischer Schriftsteller, wird in der Region nach wie vor geehrt. Straßen, Schulen und kulturelle Einrichtungen tragen seinen Namen, obwohl seine Schriften auch antisemitische Passagen enthalten. In München führt der Schauspieler Enrico de Paruta „Heilige Nacht“ jährlich vor ausverkauften Häusern in Städten wie Ingolstadt und Regensburg auf.
Versuche, Thomas Erbe neu zu bewerten, stoßen auf starken Widerstand. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter lehnte einen Antrag zur Umbenennung einer nach dem Autor benannten Straße kategorisch ab. Seine Antwort war eindeutig: „Solange ich OB bin, passiert das nicht“ – also keine Änderungen unter seiner Führung. Ähnliche Initiativen in anderen Teilen Bayerns sind entweder ins Stocken geraten oder gescheitert. Das Gedicht selbst zeigt Josef und Maria als Ausgestoßene, die in Bethlehem vergeblich Obdach suchen. Kritiker argumentieren jedoch, dass Thomas Gesamtwerk – einschließlich „Heilige Nacht“ – schädliche Klischees reproduziert. Trotzdem gehen öffentliche Gedenkveranstaltungen und Aufführungen unvermindert weiter.
Thomas Gedicht bleibt ein fester Bestandteil der Festtagsbräuche, jedes Weihnachten ohne offizielle Infragestellung vorgetragen. Straßen und Schulen, die seinen Namen tragen, bleiben unverändert, da die lokalen Behörden kaum Bereitschaft zeigen, aktiv zu werden. Vorerst hält die Tradition an – zusammen mit den ungelösten Fragen über das Erbe ihres Autors.

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